Tag 11
Gefahrene Kilometer: 502
Getankt: 49l
Nachgefüllt: —
Roadtime: 08:30 — 21:00
Pipipausen: 4
Start: Motel Mesterul Manole, Cuerta de Arges
Über: den Transfagarasan
Ende: Camping Mark, Jula, Ungarn
In Ermangelung des ausgeschriebenen Restaurants in unserem Hotel starten wir früh und bleiben bei bewährten Knieschnitten. Relativ unmittelbar hinter Cuerta deArges beginnt der 150km lange Transfagarasan, in einer bekannten britischen Autosendung als die schönste Strasse der Welt beschrieben. Auf Grund der Bilder dazu im Netz stand diese Strasse (und eigentlich auch ihr ebenfalls rumänisches Pendant, die Transalpin, diese fiel wegen der Streckenführung aus) in Matthias‘ internem Roadbook dick angemarkert. Umso besser das die 20Nations genau hier lang führt. Die Strasse selber beginnt unauffällig und unspektakulär, sie zieht sich durch Dörfer denen man anhand der Hotels und Restaurants und ihrre unrumänischen Aufmachung den touristischen Aspekt dieser Strecke durchaus anmerkt. Langsam schlängelt sich die Strasse einem bewaldetem Berg entgegen, irgendwann werden wir von den Teams The Lekers und Benz Brothers überholt als wir unsere Actioncam startklar machen. Ansonsten ist nicht viel los, vereinzelt brausen Moppedfahrer_innen an uns vorbei, Verkehr kann man das aber nicht wirklich nennen. Nach kurzer Strecke halten wir an einem gigantischem Staudamm, oberhalb befindet sich eine Prometheus—Statue und bei und mit ihr eine Roadbook—Aufgabe. Und so richtig geht es danach erst los: die Strasse schlängelt sich in wunderschönen Kurven und Steigungen und Gefällen am Stausee entlang, immer in Sichtweite zum Wasser, meistens im Schatten der Bäume. Der Volvo rennt wie eine Eins, es macht unglaublich viel Spass die ganzen Kehren, Wendungen und Böschungen zu nehmen. DerStrassenzustand ist top, die Landschaft malerisch. Kurz bevor es langweilig wird kilometerlang durchden Wald zu fahren beginnen langgezogene Serpentinen den Berg hinauf, immer wieder durch Tunnel führend windet sich dieStrasse ihrem höchsten Punkt auf 2042m entgegen. Dabei müssen wir immer wieder anhalten um die beeindruckenden Aussichten zu geniessen. Die Spitze ist ekelhaft touristisch und völlig überlaufen, wir halten hier nicht an den unzähligen Nippes—Verkaufsständen sondern machen uns an den Abstieg. Wieder über langgezogene Serpentinen, wieder mit phänomenalen Ausblicken. Natürlich müssen wir unterwegs Bremsenkühlpausen einlegen, das sind wir bei Pässen ab 1700m in etwa ja mittlerweile mehr als gewöhnt. Matthias ist deeply in love mit diesen 150km rumänischer Strasse.
Nach dem Transfagarasan glättet sich das Land und wir fahren durch die letzten Ausläufer der Karpaten und Transsylvaniens. Es ist eine Gegend, für die wir klare Bilder im Kopf haben. Leider stark durch Hollywood und Romanerzählungen geprägt und in der Realität deutlich anders, weniger schroff, karg und felsig. Insgesamt ist Rumänien weniger so wie in unserer Vorstellung. Das Land wirkt beim durchfahren sehr abwechslungsreich,Wälder, Siedlungen und Agrarflächen wechseln sich schnell aufeinander ab, die Kontraste sind zum Teil sehr heftig, reich und arm lebt existiert sehr nah beieinander, es gibt wunderschöne Häuser direkt neben verfallenen Ruinen, top asphaltierte Strassen enden unmittelbar in fürchterlichen Buckelpisten. Immer wieder fahren wir an grossen Infrastrukturprojekten vorbei wo Strassen, Versorgungseinrichtungen u.ä. Ausgebaut werden.
Überrascht werden wir von plötzlichem, intensivem Starkregen, überrascht werden wir auch vom neuerdings bei jedem einlegen krachendem dritten Gang. Mit Zwischengas geht es einigermassen, in der Seele tut das dauernde Getriebekrachen trotzdem. Der Regen begleitet uns, er kühlt ab, die Luft riecht satt und feucht. Als dazu noch starke Windböen kommen und wir vor lauter Wasser in der Luft nichts mehr sehen wird uns kurzzeitig doch etwas anders. Mit reduzierter Geschwindigkeit geht es bis zum Rand der Unwetterfront, danach ist schnell wieder strahlender Sonnenschein.
Bei Ineu entscheiden wir uns für Mittagspause und Essen gehen und fahren deswegen in den Ort. Mit Händen und Füssen und unserem Zeigebuch sowie Google Translator bestellen wir etwas zu essen (Katrin Pansensuppe, Matthias Steak) und haben grade unsere Getränke bekommen als auf einmal Micha vom Team Polarkreisverkehr (wir fuhren 2016 den BSC zusammen — und seitdem haben wir uns nicht mehr aus den Rückspiegeln verloren)auf uns zu kommt. Welch eine Überraschung. Micha war mit einem Freund in Timisoara, hat uns auf dem Tracker verfolgt und festgestellt das wir auch bald vorbeirauschen und uns quasi aufgelauert. Sein Plan, uns hupend auf der Strasse zu überholen wurde von unserer Mittagspause durchkreuzt, gefunden hat er uns trotzdem. Grosse, grosse Überraschung und kaum in Worte zu fassen.
Wir sitzen 1,5 Stunden zusammen und quatschen, dann fahren wir gemeinsam weiter, Micha begleitet uns. Natürlich fahren wir vor, erstens weil das eigentlich schon immer so bei uns war und zweitens weil wir natürlich die Navigation machhen müssen! Gemeinsam mit Micha überqueren wir die ungarische Grenze (Grenze 17) und suchen uns in Jula, der ersten ungarischen Stadt direkt dahinter eine Campingplatz. Dieser ist klein, liegt direkt unter der lokalen Burg und wird von einer resoluten, alten Dame bewirtschaftet die uns herzlich empfängt. Der Spass kostet uns für 2 Autos, 3 Leute und ein Zelt grade mal 20€ und ist somit die günstigste Unterkunft auf der Tour. Die Uhr wird wieder zurückgestellt, Wir haben mit der ungarischen Grenze auch eine Zeitzone überquert.
Der Abend klingt gemeinsam mit Micha aus, gefühlt gehen wir viel zu früh ins Bett, der Rallyealltag wartet am nächsten Tag trotz Besuch auf uns.