Gefahrene Kilometer: 360
Getankt: 31
Nachgefüllt: 1l Öl, Vergaserdämpferöl
Roadtime: 08:45 – 20:45
Pipipausen: 2
Start: Codriopo, Italien
Über: Predjamski Grad, Slovenien
Ende: Bauernhof bei Gorni Babin Potok (Kroatien)
Wir starten nach einem überschaubar gutem Frühstück. Lustige Sidestory: Matthias ist ziemlich verballert, nimmt sich ein Ei mit zum Tisch ohne zu merken das man sich diese mit dem Heisswasserboiler neben bei und kleinen Drahtkörbchen selber kochen muss. Weil roh. Das versucht ihm die Servicekraft auch mit Händen und Füssen und viel Italienisch zu vermitteln, er ist aber noch neben der Spur und denkt, es ging nur darum ein gekochtes aber kaltes Ei noch einmal vor dem Essen aufzuwärmen. Er mag sein Ei eh lieber kalt und nimmt es mit zum Platz und schlägt (das rohe!) Ei auf dem Tisch auf. Den Rest könnt ihr Euch denken. Ei Nummer Zwei wurde dann gekocht. Gestärkt geht es Richtung Slovenien. Es regnet wieder, die Stimmung ist trotzdem gut. Der Grenzübergang (Grenze 8) ist ein einziges Chaos aus nicht selbsterklärenden Schildern, Baustellenzäunen und Durchbrechbarrieren, Schlaglöchern und fehlender Fahrbahnmarkierung so daß wir auf einer Strasse landen die laut Karte eine Landstrasse, laut Ausschilderung wenn man auf dieser ist aber eine Autobahn ist. Also die nächste Abfahrt wieder runter und über Landstrassen zur Höhlenburg Presjamski Grad. Cooles Ding: eine natürliche riesige Felshöhle in die eine Burg gebaut wurde. Sehr fett, jedenfalls von außen. Zu mehr reicht es nämlich leider nicht, die Zeit sitzt uns ziemlich im Nacken. Auf den Strassen ist kaum Strecke zu machen, man wird die ganze Zeit von Ortschaften und/oder schlechten Strassenbedingungen eingebremst. Also von außen draufgeguckt, Roadbookaufgabe gemacht und weiter geht die wilde Fahrt. Endlich finden wir auf der Strecke runter an die Adria Zeit für eine Morgenroutine die sich eigentlich auf dem BSC als hervorragend etabliert hatte: Knieschnittchen. Knieschnittchen werden während der Fahrt auf den Knien geschmiert und gegessen. Zeiteffektiv da das Frühstück so beim Streckemachen stattfindet. Dafür muss der/die Co-Pilot_in allerdings ca. eine halbe Stunde nicht mit Navigation und Fahrer_innenassistenz (Strecke und Verkehr mit beobachten und ggf. ansagen)beschäftigt sein. Die Tage vorher war das nicht wirklich möglich, umso mehr freuen wir uns über diese liebgewonnene Mahlzeit. Durch Slovenien machen wir etwas Strecke, tatsächlich fliegt auch dieser Tag schnell vorbei.
Der Grenzübergang nach Kroatien (Grenze 9) ist ein richtiger Grenzübergang. Mit Schlange stehen, Passkontrolle und übellaunigen Menschen in Uniform. Hier zeigt sich spürbar wie nervig Nationalstaaterei ist. An einer willkürlich und meist ja durch bewaffnete Konflikte gezogenen Linie grenzen sich Menschen von anderen Menschen ab und schaffen ihren identitäten Selbstbezug. Nervig beim Reisen, erst Recht nervig weil sich daran Abschottung, Besser- und Schlechterstellung manifestieren. Grenzen werden uns in den nächsten Tagen begleiten und wir werden keine Freund_innen mit ihrer Einrichtung und dem wofür sie stehen.
Unser Tag endet spontan bei Gorni Babin Potok. Wir sind auf dem Weg zum Nationalpark Plitvicker Seen in Kroatien und es wird zusehends dunkel. Wir entscheiden uns für eine Hotelsuche entlang der Strasse, es kommt aber keins, dafür ein Hinweisschild an einem Bauernhof auf Gästezimmer. Wir halten, der Preis für Zimmer und Frühstück ist okay, die Zimmer supersauber und neu eingerichtet. Also schlagen wir zu. Betrieben wird der Bauernhof von einer Frau mit ihrem Sohn, er ist im Dorf Fussball gucken. Es ist der Abend, an dem Kroatien im Halbfinale der WM England besiegen wird. Die Frau bietet uns an, mit ihr in ihrer Küche mit feuerbetriebenem Herd Fussball zu gucken, wir quatschen auf Deutsch und zeigen ihr das Roadbook und was wir machen. Sie serviert uns selbstgemachten Schafskäse und erzählt ein wenig von ihrem Betrieb. Supernett, total gastfreundlich. Das ganze in einem sehr ruralem, in der Immobilienanzeige würde etwas von rustikal-bodenständig stehen, Umfeld. Als wir hielten hätten wir das nicht erwartet. Ein Beweis mehr für die Schubladen in unseren Köpfen. Und etwas, was diese Art des Reisens auch so besonders macht: man kommt an seine eigenen Grenzen, kann diese testen und verschieben und die eigenen Bilder im Kopf reflektieren und korrigieren. Und wieder etwas gnädiger mit der Menschheit allgemein sein. Bitter nötig in dieser Zeit wo gefühlt alle egoistischer und aggressiver werden.