Stage 7, Stage 8, Stage 9 and Stage 10 (24.6. – 27.6.16) (jedes „ö“ hier sollte ein „Ø“ sein, den Streit darum hat aber der Computer gewonnen)
Tag 7: Von Tromsö über das Nordkap nach Ytre Veines
Tageskilometer – 701
getankte Liter – 87
Zeit unterwegs – 19 Stunden (mit 5 Stunden Pause am Nordkap)
Morgens brachen wir mit unserer Reisegruppe GinTourismo und Polarkreisverkehr aus Tromsö auf. In der Stadt holten wir uns noch leckeres Frühstück, frische Paninis, Kakao und guten Kaffee. Das Wetter war deutlich bescheiden. Es regnete stark und verhagelte so die letzte Sicht auf die Stadt und ihren Hafen.
Wir kürzten den Weg ab, in dem wir zweimal die Fähre nahmen und so einen Schlenker ins Landesinnere verhindern konnten. Bei der ersten Fährverbindung versteckte sich in der Nähe des Hafens eine riesige Weihnachtsmann-Statue, die für den weiteren Verlauf schon Schlimmes androhte.
Der Weg zum Nordkap führte uns durch die Finnmark, das ist das Land der Samen. Hier haben wir auch unsere ersten freien Rentierherden gesehen. Die Tiere standen vom Verkehr eher unbeeindruckt neben der Straße, was man von den anscheinend immer aufgeregten Schafen nicht behaupten kann. Zum Abendessen hätte es fast mal wieder vom Kühlergrill unseres Volvos gebratenes Lämmchen gegeben. Die Straße zum Nordkap windete sich über kurvige Küstenstraßen direkt an der Küstenlinie entlang, um dann direkt in scharfen Serpentinen die Berge hoch und runter zu klettern. Alles begleitet von heftigem Regen, starkem Nebel und kräftigen Windböen. Für uns fahrtechnisch eine Herausforderung, die Balance aus gehaltener Geschwindigkeit und Spur, Rücksicht auf das Auto und den Gegenverkehr sowie unsere Kolonne zu halten. Kurz vor dem Nordkap selbst wird ein Fjord durch einen 6,8 Kilometer langen Tunnel unterfahren, dieser hat es in sich. Die Steigung zwang uns zu hartem Runterschalten, der T3 vom Polarkreisverkehr kämpfte sich langsam aber tapfer mit überschaubarem Tempo dadurch. Überhaupt sind die Tunnel auf dieser Strecke beeindruckend: Eng, aus dem puren Fels gehauen und auch so belassen. Wasser läuft die Wände runter, aber trotz ihres rudimentären Aussehen doch ziemlich gut beleuchtet. Die Mischung aus Gischt, verschmiertem Insektenmatsch und Dreck auf der Scheibe, unseren Funzelscheinwerfern und Gegenverkehr hat sie für uns trotzdem zu einer Herausforderung gemacht. Das der Weg zum Nordkap gefährlich sein kann, erzählte auch der umgekippte und zerschellte Wohnwagen auf einem der Bergkämme in einer Kurve etwas unterhalb der Straße.
Als wir endlich am Nordkap ankamen, stellten wir fest, das bereits eine ganze Anzahl an Teams vor der Kassenschranke parkte. Grund: 26€ pro Person im Auto zum Parken auf dem Parkplatz 100m weiter. Zum Nordkap und ins Nordkapcenter kommt man aber ohne Eintritt. Wir haben uns die dezente Parkgebühr dann auch gespart und auf der Straße geparkt. Die 300m bis zum Besucherzentrum sind wir durch den strömenden Regen dann zu Fuß. Die Tagesaufgabe bestand darin, ein Foto vom Rallyeauto vor dem Globus am Nordkap zu machen. Während der Öffnungszeiten ist dies nur schwierig möglich, das Roadbook empfahl zwischen 01:00 Uhr und 08:30 Uhr dorthin zu fahren, da dann keine Offiziellen mehr da seien. Bis dahin waren es aber noch fünf Stunden Zeit. Diese schlugen wir im Nordkapcenter mit seinem beeindruckenden Touri-Nepp bei Waffeln und Kaffee/Kakao sowie in der offiziellen Chill-Out-Grotte „Cave of light“ tot oder hingen im Volvo ab. Ab null Uhr standen immer mehr Autos in Warteposition und es war deutlich zu spüren, dass es kein „offizielles Arrangement“ des SAC mit dem Nordkap zum Befahren gab. Gegen 00:45 Uhr entschied unsere Reisegruppe, dass es Zeit ist und eröffnete den Sturm auf das Nordkap. Die anderen Teams hatten nur darauf gewartet, dass irgendwer den Startschuss gibt und folgten uns im automobilen Gänsemarsch. Sicher der größte Stop-and-Go, den das Nordkap je hatte. Ein Offizieller war dann doch noch da und kam aufgeregt auf uns zu gerannt, wir dürften dort nicht parken. Hatten wir ja auch gar nicht vor, wir wollten ja nur halten! Ein Riesenunterschied, sagt zumindest die deutsche StVO. Mit dem Roadbook und dem Vermerk in diesem, es gäbe ein „official arrangement“ konnten wir ihn erstmal beruhigen. Als wir uns mit unserer Reisegruppe verabschiedeten, bemerkte er aber die Schlange von ca. 80 Teams hinter uns und wurde dann doch etwas nervös und fing hektisch an zu telefonieren.
Wir machten uns wieder auf den Weg vom Nordkap weg, unser Plan, dort irgendwo in der Nähe zu zelten, wurde durch das Wetter und die nicht zelttauglichen Bodenverhältnisse leider zunichte gemacht. Deswegen machten wir noch einmal einen Gewaltakt und fuhren Richtung Ytre Veines, wo Guido vom vorgefahrenen Team Avilius einen guten Spot empfohlen hatte. Durch eine Kiesgrube ging es zu einem verlassenen Fähranleger, in dessen Nähe wir unser „Nachtlager“ (in Anführungszeichen, weil es völlig hell ist und sowohl unser Körper als auch alles andere sich weigert, das als Nacht wahrzunehmen) aufschlugen. Neben dem Fähranleger guckte etwas Verrostetes aus dem Wasser, das wie der Turm von einem U-Boot aussah. Skurril: An diesem waren moderne Radargeräte angebracht. Ziemlich erschöpft von der zurückliegenden Tour, schliefen wir gegen 05:00 Uhr ein.
Tag 8: Von Ytre Veines über Karigasniemi nach Vuotso
Tageskilometer – 368
getankte Liter – 22
Zeit unterwegs – 6,5 Stunden
Nach Abbau des Camps ging es gemeinsam mit dem Polarkreisverkehr und Gin Tourismo los Richtung norwegisch-finnischer Grenze. Kurz davor lösten wir zwar eine der Rallye-Aufgaben, aber denkbar schlecht. Am Start hatten wir eine blaue Büroklammer bekommen, diese sollten wir ab Deutschland in jedem Land gegen etwas besseres tauschen. Unser aktueller Stand war ein alter Fussball. Diese tauschten wir gegen 50 Rubel und eine angebrochene Flasche Insektenschutz – ohne den Wechselkurs zu kennen.
Der heutige Tag war leider auch ein Tag des Abschieds: Während wir von Kaamanen aus weiter ins finnische Hinterland fuhren, verliessen uns Gin Tourismo und der Polarkreisverkehr. Diese machten sich wieder auf den Weg nach Norwegen, um dort die Grenze nach Russland zu überqueren. Ab hier waren wir allein auf der Iceroad, einer Straße die sich fast schnurgerade ohne Kurven durch Lappland zieht. Leider ziemlich eintönig zu fahren, die Vegetation bleibt relativ gleich und die Monotonie wird nur durch ambitionierte finnische Rallyefahrer_innen unterbrochen. Und das scheinen hier alle zu sein, völlig unabhängig von Fahrzeug, Straßenzustand oder Gegenverkehr.
Dafür begleiteten uns Rentiere. Und das nicht zu knapp. Immer wieder standen die großen Tiere grasend neben der Straße und kauten gemütlich vor sich hin, trabten neben dem Auto her oder bremsten uns durch selbstbewusste Blockaden aus. Das alles eingefasst von hervorragendem Wetter mit strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel mit schicken Deko-Wölkchen. Viel mehr gibt es bis zu diesem Zeitpunkt kaum zu sagen – Finnland präsentierte sich hier oberhalb des Polarkreises eher unspektakulär bis langweilig, was sicherlich auch an unserem Sättigungsgrad durch die spektakulären Landschaften in Norwegen und der Finnmark liegen mag.
Fast obligat und deswegen kaum zu erwähnen: Mückenschwärme gigantischen Ausmaßes, auch einzelne Mücken in ungeahnter Größe, die mit einem erstaunlichen Durst gesegnet sind. Und das überall. Unsere Windschutzscheibe kann ein Lied davon singen. Sie gab sich alle Mühe bei der Mückenbekämpfung, wurde der Massen aber nicht Herr. Uns blieb nur die Flucht, auch wenn die Anti-Mücken-Kleidungsimprägnierung und das Hardcore-Insektenschutzspray vom Outdoor-Ausstatter gut wirkten. Bis heute sind wir ziemlich verschont geblieben und das obwohl ein Teamteil immer alle Mücken im Umkreis von 10 km anzieht.
Deshalb entschieden wir uns gegen Zelten und für das, was Finnland so schön macht: Eine Blockhütte am See mit eigener Sauna. Auf der Suche danach hielten wir in Vuozo bei einem B&B (dort stand eine Rentierherde direkt vor der Tür) und fragten nach einer solchen – und sie hatten so eine. Einziges Manko: Sie war nicht an einem See, sondern an einem Fluss! Obwohl das natürlich massive Abstriche in unserem Plan bedeutete, haben wir die Hütte gebucht. Und sie war ein Traum: Eine echte Blockhütte aus ganzen Baumstämmen, unten ein kleiner Wohn-Kochbereich, unter dem Dach das Schlafzimmer. Über die Veranda ging es ins Bad mit der holzbefeuerten Sauna. Und über die Straße war der Fluss, an dem lag das hauseigene Paddelboot. Damit stand der Plan für den Abend: Sauna anfeuern, eine Tour mit dem Paddelboot, die vorher für ein richtiges Essen eingekauften Sachen zubereiten, Saunagang, Kochen (es gab flambierten und geräucherten Lachs, Pilzrührei mit Tomaten und Paprika, frisches Brot mit Camenbert. Und gekühlte Cola. Nach all der Trekking-Trocken-Nahrung beim Zelten ein Gedicht.). Und genau das war unser Abend. Und so gut wie es sich anhört, war es auch. Das alles immer noch begleitet von der Mittsommer-Sonne auf strahlend blauem Himmel. Es hat schon etwas Surreales, sich um 22:30 Uhr im Paddelboot zurück zu legen und eine Runde Sonne zu tanken!
Tag 9: Von Vuotso über Rovaniemi nach Hailuoto
Tageskilometer – 532
getankte Liter – 64
Zeit unterwegs – 10,5 Stunden
repariert: Vorderachsaufhängung
Um es direkt vorne weg zu sagen: Das war ein Kacktag. Eigentlich gut gelaunt und erholt sind wir um 12:00 Uhr von unserer Blockhütte aus losgefahren – also sogar so etwas wie ausgeschlafen. Wir sind sogar noch eine Runde mit dem Paddelboot gefahren und haben die Sonne und das Wasser genossen. Die Strecke war weiterhin ziemlich unspektakulär: Durch Nadelwälder mit Birken zwischendrin ging es ziemlich gerade durch Finnland. Aufregend wieder nur die lokalen Autotreter_innen, die alles gaben, um uns in den Graben zu bewegen. Altes Auto, externes Nummernschild – alles keine Gründe für Rücksicht; Geschwindigkeitsbegrenzungen, uneinsehbare Kuppen und Kurven, Gegenverkehr erst recht nicht.
Zwischenstop haben wir in Rovaniemi gemacht, dem Santa Claus Village. Also DEM Santa Claus Village, wo der seine postalische Anschrift, sein Postamt und seine Souvenirshops hat. Auch Santa Claus muss ja von irgendwas leben. Rovaniemi liegt direkt auf dem Polarkreis, so dass wir hier unsere Tagesaufgabe lösen konnten: Unser Auto als Schlitten verkleiden und von einem Rentier mit verkleidetem Weihnachtsmann aus dem Polarkreis rausziehen lassen. Dank Team Schlibo, die uns ihre Requisiten liehen, konnten wir die Aufgabe ohne große Probleme lösen. Das Auto weihnachtlich dekoriert, Katrin mit echtem Rentiergeweih auf dem Kopf und Matthias als steuernder Weihnachtsmann. Bilder davon folgen später sowie alle anderen Bilder auch. Ihr müsst euch also noch gedulden.
Von dort aus ging es weiter. Als wir eine Autobahn umfahren wollten, passierte das, was eigentlich nicht passieren sollte: Die gut ausgebaute Landstraße, die wir gerade mit ca. 90 km/h (unser Tacho ist da nicht so genau, deswegen kann es auch irgendwas zwischen 75 und 100 km/h sein – eine Tatsache, die uns einen Tag später auch unser offizielles Rennleitungsfoto an einem der stationären Blitzer einbringen sollte) befuhren, verwandelte sich ohne Vorwarnung in eine unbefestigte Buckelpiste. Trotz Zweikreisbremsanlage mit Scheiben rundum verzögerte die panisch eingeleitete Notbremsung (Merke: kein ABS, kein ESP, wer zu scharf bremst, bremst gar nicht) den vollbeladenen Volvo nur widerwillig und es gab bei den ersten Schlaglöchern harte Schläge auf die Vorderachse, die ab diesem Moment schepperte und durchschlug. Auf die Tagesplanung wurde für „irgendwo zwischen Abendessen und Schlafen gehen noch Vorderreifen runternehmen und Achse angucken“ angepasst. Und ab diesem Moment eher vorsichtig gefahren.
Der Rest des Tages spulte sich so ab. Finnland ist nicht unser Land. Diese Sache mit dem Haus und der Sauna am See ist sicherlich toll. Für einen Roadtrip ist das Land aber einfach zu geradlienig.
Für die Nacht empfahl das Roadbook die Insel Hailuoto. Dem folgten wir und setzten mit der Fähre auf die Insel über. Diese wirkte menschenleer, alles hatte zu und einen wirklich guten Spot zum Wildcampen haben wir nicht gefunden. Auf der Straße kamen uns vier Teams entgegen. Diese hatten sich bereits dazu entschieden, die Insel wieder zu verlassen und auf dem Festland nach einem guten Spot zu suchen. Als uns mit Team Schlibo das fünfte Team entgegen kam, hielten wir kurz. Die hatten einen Spot ausgemacht, waren sich aber noch nicht sicher, ob sie dort schlafen wollten. Gemeinsam entschieden wir, dies zu versuchen, angesichts der fortgeschrittenen Zeit und der Notwendigkeit, auf die Vorderachse zu gucken, kam für uns nichts anderes mehr in Frage. Der Spot entpuppte sich als die Hafenmolle am entgegengesetzten Ende der Insel. Sehr schön gelegen, mit gutem Blick auf den Sonnenuntergang (sie war tatsächlich ganz kurz weg – was nicht bedeutete, das es dunkel wurde) und sanitären Anlagen. Den Code zu diesen bekamen wir von einem schweizer Ehepaar, die mit ihrem Wohnmobil dort standen. Diese luden wir nach 00:00 Uhr zu unserer nächsten Tagesaufgabe „Essen mit Freunden“ ein. Das große Manko der Hafenmole: Sie ist asphaltiert. Das bedeutet: Kein Zelt, denn schließlich hatten wir den Schlagbohrer zu Hause gelassen. Wir entschieden uns für die ursprünglichste Form von Wildcamping: Einfach draußen. Auf dem Boden. Mit der leichten Sorge, dass uns die Möwen auf den Kopf scheißen. Oder schlimmer: Auf die Daunenschlafsäcke. Um die Nachterzählung kurz zu machen: Im Windschatten des Autos haben wir unter strahlend blauem Himmel hervorragend geschlafen. Kurz, aber richtig gut.
Vorher stand aber noch die Vorderachse auf dem Programm: Auto aufgebockt, Reifen runter und das Übel angeschaut. Das Lenkgestänge ist okay, lediglich die Buchsen und Gummis der Aufhängung hat es weggebröselt. Und hier zeigt sich wieder, dass wir auf unser Bauchgefühl hätten hören sollen: Als es kurz vor der Rallye die Hinterachsbuchsen zerlegt hatte, haben wir darüber nachgedacht, auch direkt die der Vorderachse zu wechseln, dies angesichts der Zeit und des damit fast automatisch verbundenen Wechsels der Dämpfer und Federn aber auf nach der Rallye verschoben. Hatten ja bisher keine Probleme gemacht und mit „never change a running system“ haben wir auf das Prinzip AWG (alles wird gut) vertraut. Also, hier an dieser Stelle: Bauchgefühl, dir wird in Zukunft vertraut und die blöden Buchsen und Gummis gewechselt, wenn du das sagst. Auch wenn das bedeutet, dass wir neue Dämpfer und Federn einbauen müssen. Zurück zu unserem auf der Hafenmole von Hailuoto aufgebocktem Volvo. Mit einer Mischung aus Spucke, Beschimpfungen, Fett, zurechtgeschnittenem Kühlerschlauch und purer Gewalt haben sich die Vorderachse und ihre Aufhängung zur Kooperation überreden lassen und jetzt, zum Zeitpunkt der Texterstellung, auch seit ca. 700km meckerfrei ihren Dienst verrichtet. MacGuyver wäre stolz. Wir zumindest sind es. Einen weiteren Verlust müssen wir allerdings noch vermelden: Beim Aufbocken fiel der ans Auto gelehnte Campingtisch um und riss die hintere rechte Zierleiste mit sich. Da kümmern wir uns aber erst in Köln wieder drum.
Die ganze Achsgeschichte veränderte allerdings unsere Planung für den nächsten Tag: Anstatt einmal quer durch Finnland in den Osten des Landes nach Lake Pieline zu fahren, planten wir, am Folgetag direkt nach Helsinki zu fahren. Und unseren Autobahnjoker zu nutzen, um die Gefahr plötzlicher Fahrbahnveränderungen zu minimieren. Dadurch können wir eine Tagesaufgabe nicht machen (Foto des Autos vor einer bestimmten Holzkirche) sind aber auf Nummer sicher, um das Auto auch heil ins Ziel zu bringen. Und das wird die Entscheidungsdevise für die nächsten Tage sein: Vorderachse schonen, direkte Wege nehmen, keine Experimente. Alles mit dem Ziel auf eigener Achse die letzten 3500 km zu machen und selbstständig das Ziel zu durchfahren.
Tag 10: Von Hailuoto über nichts nach Helsinki
Tageskilometer – 681
getankte Liter – 68
Zeit unterwegs – 12 Stunden
Nach einer Dusche ging es früh morgens mit der Fähre wieder zurück aufs Festland. Auf dem Weg zu dieser standen neben der Straße zwei Elche. Durch uns ließen sie sich nicht stören, so dass wir sie in Ruhe beobachten konnten. Ein wirklich beeindruckender Moment.
Von der Fähre aus fuhren wir auf direktem Weg auf die Landstraße nach Helsinki. Diese wird später zur Autobahn, für die wir einen unserer Autobahnjoker nehmen wollten. Anfänglich immer mit einem Ohr an der Vorderachse konnten wir uns mit zunehmender Strecke entspannt zurücklehnen. Das scheint zu halten. Kein prominentes Scheppern mehr, nur bei wirklich kräftigen Stößen ächzen die Buchsen und Gummis. Die Entscheidung, schonende Asphaltstrecke zu fahren, ist goldrichtig gewesen.
Dafür war bei uns der Lack ab. Der Tag zog sich wie Kaugummi und wir waren richtig durch. Entsprechend häufig machten wir Pausen, eine an einem sehr schönem See, wo wir auf einem Anleger die Füße im Wasser baumeln lassen und anschließend ein kurzes Nickerchen in der Sonne machen konnten. Auch im weiteren Verlauf waren Nickerchen nötig, um die weitere Strecke durchzustehen. Sowohl das Fahren als auch das Beifahren erfordert höchste Konzentration, erst Recht wenn dauerhaft die Straße nach möglichen Achskillern sondiert werden muss. Vor Lahti fängt es wieder an zu regnen und mit dem Regen kam die erste Dämmerung seit Tagen. Es wird wieder dunkel. Gerade Katrin, die in der Mittsommernachtssonne kaum schlafen konnte, freute sich sehr darüber. Leider hörte der Regen den ganzen restlichen Tag nicht mehr auf. Vom Auto aus buchten wir in Helsinki ein Hotel, nur fünf Minuten vom Fähranleger für den Folgetag entfernt. Dieses fanden wir auf Anhieb. Eine fremde Stadt, nur mäßig gutes Kartenmaterial, diverse Baustellen mit Umleitungen und trotzdem nicht ein Mal verfahren. Navigation, das können wir mittlerweile!
Das Hotel ist einfach, Gemeinschaftsduschen und -klos auf dem Flur, Jugendherbergsstandard auf den Zimmern. Uns egal. Es ist besser als das Zelt. Gegen 20:30 Uhr machen wir uns bei immer noch strömendem Regen auf den Weg in die ca. 15 – 20 Minuten fußläufig entfernte Innenstadt und waren schnell ziemlich nass. Und mussten feststellen, dass alles bereits geschlossen hat. Irritierend für eine Hauptstadt mit Weltstadtcharakter. Das was noch auf hatte, war dezent teuer (40 € aufwärts für eine Hauptspeise war nicht unser Plan), so dass wir uns auf eine Empfehlung des Reiseführers verlassen und einmal quer durch die Innenstadt zu einem Restaurant mit finnischer Küche laufen wollten. Und uns dabei dann doch verliefen. Es muss also korrigiert werden in: Navigation, das können wir mittlerweile! Im Auto!
Ende vom Lied: Der Reiseführer hatte falsche Öffnungszeiten vermerkt (super Insider-Tipp!), das Restaurant sah nett aus, hatte Preise zwischen 20 – 40 € für eine Hauptspeise (was wir immer noch teuer finden), war aber leider zu. 45 Minuten Fußmarsch durch den Regen für den Arsch. Nach weiteren 75 Minuten durch die Stadt laufen, der Konsultation diverser Apps und Reiseführer hatten wir endlich ein Restaurant gefunden, das offen UND bezahlbar war. Was es gab war mittlerweile egal, Hauptsache es gab was. Also gab es das sehr finnische und sehr spezielle Gericht Pizza. Egal. Finnland und wir, das war eh ein schwieriger Start und somit auch ein schwieriges Ende. Passt doch.