Jahreswechsel – Zeit für einen kleinen Rückblick und aktuellen Zwischenstand:

Den European Mountain Summit haben Hinne vom Team Gin-Tourismo, der Volvo 740 und Matthias gut überstanden. Die Menschen eher besser, der Volvo eher schlechter. Immer noch ärgern wir uns mit der Kupplung rum. Das gerissene Kupplungsseil wurde durch ein vorrätiges Ersatzteil ersetzt – um dann festzustellen, dass dieses Ersatzteil einen Fabrikationsfehler hat. Mittlerweile ist zwar das zweite Ersatzteil drin, irgendwie lässt es sich aber nicht vernünftig einstellen. Zusätzlich nervt das Leerlaufventil. Jetzt ist der 740er erst einmal eingemottet und im Frühjar schauen wir, was da alles gemacht werden muss.

Eingemottet, weil sowohl der 740er als auch der 145er seit Kurzem auf Saisonkennzeichen laufen. Im Winter sind beide Autos eh nicht viel rausgekommen und die Ersparnis ist vor allem im Bereich der Versicherung doch deutlich. Auch wenn H-Kennzeichen plus Saison beim 145er eher gewöhnungsbedürftig aussieht.

Womit wir beim 145er wären: nach der 20 Nations Rallye hat uns dieser zwar mit hakelnden Gängen aber ansatzweise okay zum Leichenwagentreffen im Rahmen des ersten Wissensfestival des Todes in der Domjüch gebracht. Auf der Rückfahrt lief der Motor nicht mehr rund und so endete die Fahrt beim Volvoschrauber unseres Vertrauens auf dem Hof. Erste Diagnose: die Gänge hakeln weil der Synchronring im Getriebe gebrochen ist, zu beheben über eine Komplettüberholung des Getriebes. Der unrund laufende Motor fand seine vorläufige Ursache in der fehlenden Kompression auf einem Zylinder, im Verdacht stand ein defektes Ventil. Also bekam unser Volvoschrauber den Auftrag sich den Zylinderkopf mal vorzunehmen und bei der Gelegenheit auch auf Bleifrei umzubauen. Mit Abnahme des Kopfes offenbarte sich leider ein kapitaler Motorschaden. Teile des defekten Ventils waren abgebrochen und in den Zylinder gefallen und hatten dort tiefe Riefen in die Zylinderwand gerissen. Dass der Motor bis zur Werkstatt noch lief ist fast verwunderlich.
Somit war klar: der B20-Motor unseres Leichenwagen ist hin. Nach langem Hin und Her Überlegen und Abwägen von Möglichkeiten entschieden wir uns dafür, den Motor komplett neu aufbauen zu lassen. Buttkereit Autotechnik in Duisburg zerlegte den Motor in alle Einzelteile, übrig blieben der Block, der Kopf und die Ölwanne. Diese wurden entlackt, entfettet, neu lackiert, alle Gewinde geprüft und bei Bedarf nachgeschnitten, die Zylinder auf das nächste Übermaß gefräst und neu gehohnt, alle Dichtflächen neu geplant und alle Lager erneuert. Alle verbauten Teile von den Pleueln über alle möglichen Buchsen bis hin zur Kurbelwelle und Öl- und Wasserpumpe sind neu, feingewogen, justiert und mit geringstmöglichen Toleranzen verbaut. Natürlich fährt der Motor jetzt bleifreies Benzin, das heisst das wir nicht immer noch Bleiersatz nachkippen müssen und dadurch die Geruchsbelästigung nach hinten auch sinkt.
Kurz vor Beginn der Salzgefahr auf deutschen Strassen konnten wir den 145er wieder abholen. Während des Werkstattaufenthaltes wurden einige „Kleinigkeiten“ direkt miterledigt. So bekam der Leichenwagen einmal neue Bremsscheiben und Klötze rundum, der Vergaser wurde neu eingestellt und Buttkereit hat uns aus massivem Alu zwei Federauflagen für die Hinterachse gefräst. Damit steht der Wagen hinten jetzt ca. 4cm höher, Schaben der Spritzschutzlappen in engen Serpentinen sollte also der Vergangenheit angehören. Gleichzeitig sieht das höhere Heck auch optisch gefälliger aus, vorher hing der 145er hinten bauartbedingt doch ziemlich. Und das trotz der verbauten Schwerlastfedern.

In der ersten Woche mit dem neuen Motor sind wir 500km im Schongang gefahren, nicht niedrigtourig, nicht hochtourig und vor allem keine Volllast. Anschließend wurde das Öl mit Filter gewechselt und auch der 145 eingemottet. Im März geht es dann auf die nächsten 2000km einfahren bis der Motor seine volle Auslastbarkeit erreicht hat. Ab da kann er voll belastet werden und sollte mindestens seinen Werkszustand haben, wahrscheinlich dank der verbauten modernen und somit belastbareren Werkstoffe vielleicht sogar etwas besser laufen.
Einen Nachteil, wenn man es so nennen mag haben wir aber schon entdeckt: dank der nicht ganz planen Anschlussstelle Zylinderkopf/Auspuffkrümmer hatte der 145er vor der Motorüberholung einen ziemlich guten Sound. Jetzt, wo alles dicht ist, ist dieser eher weg. Das ist der Preis für einen rundum gut funktionierenden und dichten Motor.
Obwohl beide Autos zur Zeit also auf Halde liegen und auf besseres Wetter warten ist trotzdem wenig Stillstand. Im Februar 2019 startet Matthias gemeinsam mit Hinne vom Team Gin-Tourismo beim Baltic Sea Circle in der Winter Edition. Es geht dieselbe Strecke wie im Sommer 2016 – diesmal aber bei Schnee und Eis und wenig Licht. Eine ganz neue Herausforderung der sich die beiden stellen die gänzliche andere Vorbereitungen notwendig macht als bei allen anderen Rallyes.
Die Winter Edition des BSC werden die beiden in Karin, Hinnes Saab 9000, bestreiten. Dieser ist inzwischen mit einer elektrischen Motorvorwärmung mit Innenraumlüftung, geschaltet über 220V-Landstrom ausgestattet, hat alle Flüssigkeiten auf einen Gefrierpunkt weit unter minus 20 Grad getauscht bekommen, Fahrer- und Beifahrersitz wurden gegen welche mit Sitzheizung getauscht, die Rücksitzbank flog raus um Platz für den kompletten Satz Spikereifen zu machen (in Deutschland sind Spikereifen verboten, für die geschlossenen Schnee- und Eisdecken werden wir aber welche brauchen und müssen sie somit mitbringen), die Hinterachse bekam neue Schwerlastfedern, es wurden zusätzliche Kabelbäume für Extrascheinwerfer vor dem Grill und auf dem Dach verlegt und neue Stromanschlüsse für Handys und Kameras in den Innenraum gelegt.

Hinne und Matthias haben mittlerweile einen relativ konkreten Plan für die Route, ihre Ausrüstung und die Rahmenbedingungen, auch die Bekleidungsfrage ist mit guten Schneeanzügen relativ abschließend beantwortet. Mit einem deutlichem Nein wurde die Frage des Campings beantwortet, die beiden setzen auf booking.com und AirBnB.
Mitte Februar geht es los. Stay tuned!
Klingt alles ziemlich verrückt, scheint aber viel Spaß zu machen. Wünsche Euch bei allen Fahrten viel Glück und immer ein warmes Örtchen zum Schlafen. HG v Andreas
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