Von Sondalo über den Berninapass, den Malojapass, den Splügenpass und den San Bernadinopass an den Lago Maggiore nach Valenca
Gefahrene Kilometer: 436
Getankt: 33 Liter Gas
Fahrtzeit: 11 Stunden
Höchster Punkt: 2294m
Die Nacht war die Hölle. Direkt neben dem Campingplatz fand eine Italo-Pop-Rave-Party statt, an Schlaf war nur partiell zu denken. Trotzdem klingelte um sechs Uhr der Wecker und nach Katzenwäsche und Kaffee ging es für uns auf die Piste.
Bei aufsteigender Morgenröte starteten wir zum ersten Pass des Tages, den Berninapass. Dieser liegt am Lago Bianco, einem See hoch oben in den Bergen. Die Landschaft hat mondähnlichen Charakter, die Strasse ist gut ausgebaut und breit. Dank der frühen Morgenstunden ist sie auch relativ leer und wir kommen im eigenen Rhythmus gut voran. Wir queren anschließend St. Moritz, halten uns trotz idyllischem Seepanorama mit aufsteigendem Nebelschwaden nicht lange auf. Wir sind hier um Pässe zu fahren und um das in Ruhe machen zu können sind wir früh aufgestanden.
Kurz halten wir allerdings am Hotel Kempinski und reihen unseren Rallyewagen artgerecht neben Porsches, McLarens und Ferraris ein, die Angestellten machen sich jedoch Sorgen um mögliche Parkschäden durch uns (was viel über die eigentliche Klientel aussagt).
Also weiter! Leider nicht lange: in Silvaplana winkt uns kurz vor Ende des Silvaplaner Sees die Polizei an die Seite. Für die nächste Stunde ist hier Stop, vom Malojapass kommt ein Inlineskate-Marathon runter. Dank WLAN vom nahem Campingplatz schlagen wir die Zeit mit daddeln und Knieschnitten tot und dank ordentlichem Socialisen mit dem Security-Guy werden wir als allererste wieder auf die Strasse gewunken. Auch der Malojapass ist ein angenehm zu fahrender und gut ausgebauter Pass vor beeindruckender Kulisse. Überhaupt: die Berge hier konkurieren ständig um das beste Panorama, jede Kurve belohnt mit spektakulären Ausblicken.
Durch die Talsohle geht es durch beschauliche Dörfer Richtung Splügenpass. Hier wird es voll und stressig. Massen an Motorradfahrern benehmen sich wie die offene Hose und ballern ohne Rücksicht auf Verluste über die Strasse. Das ein 1400kg Volvo einen etwas anderen Bremsweg als sie selber hat wird dabei völlig ausser Acht gelassen. Und so kommt es wie es kommen muss. Kurz vor einer steilen Kehre werden wir so dermaßen ausgebremst das wir stehen. Am steilsten Stück, im Prinzip in der Kurve. Das wieder anfahren nimmt der funkelnagelneuen Kupplung einiges ab und unter Volllast rutscht sie jetzt ein wenig. Wir hoffen, lieber (kind of) unbekannter Motorradfahrer, alle die du überholst und so ausbremst können so gut reagieren wie wir. Im anderen Fall hoffen wir, du hast einen Organspendeausweis.
Nach dem Splügenpass verpassen wir fast die völlig unscheinbare Auffahrt zum San Bernadino. Völlig andere Passcharakteristik als bisher: superschmale Strasse, bergauf hat geregelte Vorfahrt, es geht durch teilweise nur ein Auto breite Passagen und Hinne, zur Zeit Beifahrer, ist viel damit beschäftigt aus dem Dachfenster heraus den Gegenverkehr zu scouten. Der Asphalt ist rau und schlaglöchrig, nichts besorgniserregendes, macht das Fahren aber spannend. Trotz oder grade wegen der nicht so guten Beschaffenheit ist es hier relativ leer und wir können unseren eigenen Turn fahren. Lediglich bergab ist vor uns ein Mercedes GL 500 der sein Auto um die Ecken trägt. Wir fahren weiß Gott nicht schnell oder riskant, aber so langsam muss man bergab erst einmal schaffen. Irgendwann ist er offensichtlich überfordert von einem gut gereiftem Volvo der die Kurven geschmeidiger nimmt als er und lässt uns vorbei.
Am Fusse des San Bernadino angekommen drehen wir den Bergen im wahrsten Sinne des Wortes den Rücken zu und fahren Richtung Wasser. Der Lagio Maggiore wartet auf uns und mit ihm wieder Italien. Und Mittagspause. In einem kleinem Ristorante gibt es Pizza und Stärkung für den entspannten Teil des Tages. Gemütlich am See entlang und im Amschluss über kleine Nebenstrassen großräumig um Mailand herum. Auf Grossstadtstau haben wir nämlich keinen Bock.
Durch viel Felder geht es zum ersten Partyspot, einem Landgut bei Valenca. Kurz bevor wir dort ankommen erledien wir noch eine Roadbook-Aufgabe: ein Huhn soll unser Auto „steuern“. Wir sehen ein paar Hühner neben einem Haus, halten an, klingeln, treffen auf nette Menschen die nicht wirklich wissen was das soll, uns trotzdem ein Huhn fangen und in die Hand drücken und es völlig großartig finden als Hin e es mit ins Auto nimmt. Und danach natürlich zurück gibt. Am Partyspot stehen ein Mittelalterliches Haus mit riesigem Gelände, seit 200 Jahren in Familienbesitz, angefeuerte Grills und kühle Getränke warten auf uns, wir lassen uns das mitgebrachte Grillgit schmecken und beenden den Tag spät und die Party früh.
Denn die Nacht wird kurz. Denn wir sind nicht zum feiern oder schlafen hier. Wir sind hier um Pässe zu fahren.



































