zurück zu Tag 11 – Nach Tallinn
Tageskilometer – 64
getankte Liter – 0
Zeit unterwegs – 1,7 Stunden
Auch dieser Tag war durch wenig Autofahren geprägt. Ziemlich in unserem Sinne, machte uns die Vorderachse des Volvos doch immer noch Sorgen. Die bröselte in ihrer Aufhängung nämlich vor sich hin, jedes Schlagloch und jeder Hubbel waren Gift. Und wir hatten irgendwie die Wahl: Eine Werkstatt suchen und hoffen, dass die das hinbekommen. Und das auch noch schnell. Oder die Arschbacken zusammen kneifen und die Daumen drücken, dass bis Hamburg nichts Schlimmes mehr passiert. Diese Diskussion haben wir am Vorabend geführt und abgewogen, was denn sinnvoller sein könnte. Wir haben uns für das Leben am Limit entschieden und fuhren den Volvo weiter. Ohne Werkstatt, dafür mit liebevoller Behandlung soweit möglich und eventuellen Reparatureinheiten wenn nötig.
Also Aufbruch nach Raudsilla, einem Ort, der in keiner unserer Karten stand. Irgendwo in der Gegend von Uulou sollte er sein, irgendwo im Wald, in einem Naturschutzgebiet. Das waren die Informationen mit denen wir uns auf den Weg machten. Bei Uulou bogen wir ab und fuhren auf gut Glück in die vermeintliche Richtung, bis wir merkten, dass wir diese Kuhweiden und jenen Stall doch schon einmal gesehen hatten. Das alles über, wie soll es anders sein, vorderachsenunfreundliche Schotterwege. Also nahmen wir die Hilfe irritierter Anwohner_innen in Anspruch. Diese wurde uns auch gerne gegeben, leider verstanden wir sie nicht. Ob uns der Weg nach Raudsilla erklärt wurde, uns mitgeteilt wurde, dass wir ihren Hof doch bitte verlassen sollten oder dass es morgen regnen würde – völlig unklar. Freundlich waren sie, interessiert auch. Das half uns aber nicht. Was uns dann half, war der Kompass, der uns, nachdem wir völlig orientierungslos waren, zumindest ansatzweise verriet, wo wir hin mussten.
Und so haben wir Raudsilla dann auch gefunden. Ein Ort, irgendwo im Naturschutzgebiet in der Nähe von Uulou mitten im Wald. Und was für ein Ort. Das die Organisatoren diesen Ort für die zweite Rallye-Party ausgesucht hatten, war vollkommen verständlich. Große Wiesenflächen auf einem
hügeligen Gelände mit mehreren Holztipis, in denen Saunas, ein großer Versammlungsort mit offener Feuerstelle und Bars untergebracht waren, dazu rudimentäre sanitäre Einrichtungen. Hier gab es Getränke zu überschaubaren Preisen, ein estnisches Buffet
mit Sauerkraut, Wurst, Fisch, Brot, eingelegten Gurken und Salaten. Und ein wenig Folklore: Eine örtliche Tanzgruppe tanzte erst für die Rallye-Teilnehmer_innen, dann mit ihnen Volkstänze, deren dargestellter Inhalt eindeutig frivoler Natur war.
Und in Raudsilla wurde unsere durch Russland von uns getrennte Reisegruppe wieder vereint: Die Teams Gin Tourismo, Polarkreisverkehr und Avilius kamen wohlbehalten dort an (einzig der Granada hatte einen Verlust der Vakuumpumpe und somit des Bremskraftverstärkers zu beklagen). Und es gab natürlich viel zu erzählen. Zur Wiedersehensfeier hatten GinTourismo und Polarkreisverkehr Sekt für uns besorgt: passend für uns Likedeeler eine Flasche alkoholfreien „Pirates of the Caribean“-Kindersekt! Nach dem allgemeinem Party-
Gedöns der Rallye verbrachten wir den Abend in unserer obligaten Wagenburg aus VW T3, Ford Granada, Saab 9000 und Volvo 145, ergänzt um den Hyundai Galopper von Schlibo Adventure Rallye Team, zwischen unseren Zelten und tauschten Erlebtes aus Russland und Finnland aus. In einem waren sich alle einig: Die gefahrene Strecke, egal ob Russland oder Finnland war es wert. Und auch nicht. Und auch doch. Und auch irgendwie nicht….Rallye halt.
weiter mit Tag 13 – Über Rummu nach Riga (Adazi)
weitere Bilder des Tages: