zurück zu Tag 6 – Nach Tromsö
Tageskilometer – 701
getankte Liter – 87
Zeit unterwegs – 19 Stunden (mit 5 Stunden Pause am Nordkap)
Morgens brachen wir mit unserer Reisegruppe GinTourismo und Polarkreisverkehr aus Tromsö auf. In der Stadt holten wir uns noch leckeres Frühstück, frische Paninis, Kakao und guten Kaffee. Das Wetter war deutlich bescheiden. Es regnete stark und verhagelte so die letzte Sicht auf die Stadt und ihren Hafen.
Wir kürzten den Weg ab, in dem wir zweimal die Fähre nahmen und so einen Schlenker ins Landesinnere verhindern konnten. Bei der ersten Fährverbindung versteckte sich in der Nähe des Hafens eine riesige Weihnachtsmann-Statue, die für den weiteren Verlauf schon Schlimmes androhte.
Der Weg zum Nordkap führte uns durch die Finnmark, das ist das Land der Samen. Hier haben wir auch unsere ersten freien Rentierherden gesehen. Die Tiere standen vom Verkehr eher unbeeindruckt neben der Straße, was man von den anscheinend immer aufgeregten Schafen nicht behaupten kann.
Zum Abendessen hätte es fast mal wieder vom Kühlergrill unseres Volvos gebratenes Lämmchen gegeben. Die Straße zum Nordkap windete sich über kurvige Küstenstraßen direkt an der Küstenlinie entlang, um dann direkt in scharfen Serpentinen die Berge hoch und runter zu klettern. Alles begleitet von heftigem Regen, starkem Nebel und kräftigen Windböen. Für uns
fahrtechnisch eine Herausforderung, die Balance aus gehaltener Geschwindigkeit und Spur, Rücksicht auf das Auto und den Gegenverkehr sowie unsere Kolonne zu halten. Kurz vor dem Nordkap selbst wird ein Fjord durch einen 6,8 Kilometer langen Tunnel unterfahren, dieser hat es in sich. Die Steigung zwang uns zu hartem Runterschalten, der T3 vom Polarkreisverkehr kämpfte sich langsam aber tapfer mit überschaubarem Tempo dadurch. Überhaupt sind die Tunnel auf dieser Strecke beeindruckend: Eng, aus dem puren
Fels gehauen und auch so belassen. Wasser läuft die Wände runter, aber trotz ihres rudimentären Aussehen doch ziemlich gut beleuchtet. Die Mischung aus Gischt, verschmiertem Insektenmatsch und Dreck auf der Scheibe, unseren Funzelscheinwerfern und Gegenverkehr hat sie für uns trotzdem zu einer Herausforderung gemacht. Das der Weg zum
Nordkap gefährlich sein kann, erzählte auch der umgekippte und zerschellte Wohnwagen auf einem der Bergkämme in einer Kurve etwas unterhalb der Straße.
Als wir endlich am Nordkap ankamen, stellten wir fest, das bereits eine ganze Anzahl an Teams vor der Kassenschranke parkte. Grund: 26€ pro Person im Auto zum Parken auf dem Parkplatz 100m weiter. Zum Nordkap und ins Nordkapcenter kommt man aber ohne Eintritt. Wir haben uns die dezente Parkgebühr dann auch gespart und auf der Straße geparkt. Die 300m bis zum
Besucherzentrum sind wir durch den strömenden Regen dann zu Fuß. Die Tagesaufgabe bestand darin, ein Foto vom Rallyeauto vor dem Globus am Nordkap zu machen. Während der Öffnungszeiten ist dies nur schwierig möglich, das Roadbook empfahl zwischen 01:00 Uhr und 08:30 Uhr dorthin zu fahren, da dann keine Offiziellen mehr da seien. Bis dahin waren es aber noch fünf Stunden Zeit. Diese schlugen wir im Nordkapcenter mit seinem beeindruckenden Touri-Nepp bei Waffeln und Kaffee/Kakao sowie in der offiziellen Chill-Out-Grotte „Cave of light“ tot
oder hingen im Volvo ab. Ab null Uhr standen immer mehr Autos in Warteposition und es war deutlich zu spüren, dass es kein „offizielles Arrangement“ des SAC mit dem Nordkap zum Befahren gab. Gegen 00:45 Uhr entschied unsere Reisegruppe, dass es Zeit ist und eröffnete den Sturm auf das Nordkap. Die
anderen Teams hatten nur darauf gewartet, dass irgendwer den Startschuss gibt und folgten uns im automobilen Gänsemarsch. Sicher der größte Stop-and-Go, den das Nordkap je hatte. Ein Offizieller war dann doch noch da und kam aufgeregt auf uns zu gerannt, wir dürften dort nicht parken. Hatten wir ja auch gar nicht vor, wir wollten ja nur halten! Ein Riesenunterschied, sagt zumindest die deutsche StVO. Mit
dem Roadbook und dem Vermerk in diesem, es gäbe ein „official arrangement“ konnten wir ihn erstmal beruhigen. Als wir uns mit unserer Reisegruppe verabschiedeten, bemerkte er aber die Schlange von ca. 80 Teams hinter uns und wurde dann doch etwas nervös und fing
hektisch an zu telefonieren.
Wir machten uns wieder auf den Weg vom Nordkap weg, unser Plan, dort irgendwo in der Nähe zu zelten, wurde durch das Wetter und die nicht zelttauglichen Bodenverhältnisse leider zunichte gemacht. Deswegen machten wir noch einmal einen Gewaltakt und fuhren Richtung Ytre Veines, wo Guido vom vorgefahrenen Team Avilius einen guten Spot empfohlen hatte. Durch eine Kiesgrube ging es zu einem verlassenen Fähranleger, in dessen Nähe wir unser „Nachtlager“ (in Anführungszeichen, weil es völlig hell ist und sowohl unser Körper als auch alles andere sich weigert, das als Nacht wahrzunehmen) aufschlugen. Neben dem Fähranleger guckte etwas Verrostetes aus dem Wasser, das wie der Turm von einem U-Boot aussah. Skurril: An diesem waren moderne Radargeräte angebracht. Ziemlich erschöpft von der zurückliegenden Tour, schliefen wir gegen 05:00 Uhr ein.
weiter mit Tag 8 – Über Karigasniemi nach Vuotso