Tag 10 – Kajaani bis Savonlinna

Gefahrene Kilometer: 492

Getankt: 42l

Gefahrene Zeit: 7,5 Stunden

Heute kommen wir irgendwie schwer in die Gänge. Unser AirBnB ist eine ziemliche Bruchbude und wir einigen uns darauf, dass sie schlechtes Karma hat. Deswegen der mühselige Start in den Tag.

Wir packen schnell zusammen, satteln Karin, die die Nacht am Stromtropf gehangen hat und brechen auf. Zum Frühstück gibt es Knieschnitten, leider ohne Grünkohl-Aufstrich. Der ist uns nämlich eingefroren.

Von Kajaani aus fahren wir über die 6 Richtung Süden nach Joensuu. Die Landschaft ist finnisch: hügelig, waldig, Seen. Letztere sind kaum zu sehen, sie verstecken sich getarnt unter dicken Schneedecken.

Irgendwo biegen wir Nurmes auf eine kleine Landstrasse ab (Nummer 75) um von dieser auf die 73 abzubiegen. Komplett eisverpanzerte Strassen, an der Beschaffenheit erahnt man die löchrige Schotterpiste unter Eis und Schnee. Die 73 führt uns in einem ausladenden Bogen Richtung Osten, zur russischen Grenze. Wir haben etwas Zeit und wollen quasi an den ex-eisernen Vorhang. Bei Vieki biegen wir endgültig ins Niemandsland ab und nehmen mit der 5260 eine absolute Winzstrasse. Diese führt fast Achterbahnartig kilometerweit durch Wald. Funfact: die Bevölkerungsdichte in Finnland liegt bei 16,26 Einwohnern pro km2 (in Deutschland zum Vergleich bei 232 Einwohnern pro km2). Die Wahrscheinlichkeit, dass man grade mal keiner Sau begegnet ist in solchen Landstrichen extrem hoch. Vielleicht erklärt das auch einige kulturelle Besonderheiten in Finnland wie zum Beispiel die Liebe für Karaoke, Glücksspielautomaten und Luftgitarre spielen. Oder finsteren Prügelmetal.

Wir fahren so lange, bis uns ein Schlagbaum, unbewacht, den Weg versperrt. Ein großes Stop-Schild erläutert den Schlagbaum-Unverständigen was zu tun ist. Weiter geht es nicht. Wir sind ca. 600m von der Grenze entfernt. Also bekommt der Schlagbaum ein Sankt Pauli Branding und wir fahren wieder zurück auf die 73 Richtung Süden. Bei Pielisjärvi biegen wir noch einmal ab, diesmal westlich um nach Vuonislahti zu kommen. Hier beginnt Europas längste Iceroad, eine Strasse, die ab 40cm Eisdecke den an dieser Stelle 7km breiten Pielinen-See überquert und nach Koli führt.

Ein komisches Gefühl mit einem Auto über eine Lexikondicke Eisschicht zu fahren. Man darf nicht anhalten, nicht schneller als 50 fahren aber auch nicht langsamer als 30 und mehr als 3 Tonnen darf man auch nicht wiegen und der Abstand zum Vorrausfahrenden muss mindestens 50 Meter betragen. Irritierend sind dann die beiden „Rastplätze“ mit Klappstuhl und an in das Eis gerammten Stämmen aufgehangenen Hängematten (es ist immer noch ca. minus 15 Grad).

Natürlich brechen wir nicht ein und fahren von Koli ziemlich direkt und ohne weitere Besonderheiten bis Savonlinna wo wir ein Hotel mit Frühstück gebucht haben. Savonlinna liegt mitten in der Seenlandschaft, um uns herum sind auf der Herfahrt gigantische freie Eisflächen. Sicherlich im Sommer tolle Anblicke – und Mückengroßzuchtgebiete.

3 Kommentare

  1. Immer wieder nett zu lesen Eure Berichte über die vielen unterschiedlichen Straßen und Landschaften. Ich drücke euch die Daumen, dass alles gut läuft. L. G. Wiebke.

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  2. Moin Hinne und Matthias,
    vielen Dank für die schönen Reiseberichte. So manchmal zeigt die Natur und Technik einem Grenzen auf, die mit gutem Netzwerk gut gemeistert hab. Wir wünschen Euch ein gute Rückreise.
    Lothar und Marion

    Gefällt 1 Person

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