Von Callizano nach Finale Ligure
50km gefahren
Start um 09:00, Ankunft 12:30
Keine wirklichen Pausen

Wir starten trotz der Umstände entspannt in den Tag. Der ADAC hatte einen Transferabschleppem des Volvos in die Werkstatt unserer Wahl in einem der unzähligen Telefonate am Abend vorher am Morgen zugesagt, diese hatte eine erste Inaugenscheinnahme und Teilebestellung zugesagt wenn der Volvo früh da ist. Wenn…

Wir bekommen in unserem B&B ein traumhaftes Frühstück mit frischem Obst, Joguhrt, drei verschiedenen Kuchen, Croissants, Brötchen, Marmelade und einem Kaffee der Tote weckt. Während des Frühstücks, ca. 08:30 Uhr checken wir das erste Mal den GPS-Tracker vom Volvo – der steht immer noch auf dem Schrottplatz. Anruf bei dem Abschlepper – keine Reaktion (zur Erinnerung: der war per SMS informiert. Der wusste, das wir Zeitdruck haben.) Anruf beim ADAC – der Auftrag sei raus. Wir entscheiden uns dazu, das Frühstück in Ruhe zu genießen und dann erstmal Richtung neuer Werkstatt zu fahren um mit denen zu sprechen. Und ein bisschen Hoffnung haben wir, dass der Volvo bis dahin auch dort ist. Abfahrt um ca. 09:30 vom B&B, der Volvo ist immer noch auf dem Schrottplatz. Anruf bei dem Abschlepper – keine Reaktion. Anruf beim ADAC – ja, das würde irgendwann gemacht, man würde noch einmal eine Mail an den italienischen Partner schreiben. Der Weg führt in Serpentinen durch nebelverhangene Berge runter ans Meer, es ist angenehm frisch und die Luft wunderbar. Die Vorteile eines Cabrios liegen auf der Hand. Auch jetzt werden für einige Momente die Sorgen weggeblasen. Während der Fahrt kurze Google-Recherche zu dem Abschlepper/Werkstatt-Leuten: ein paar positive Bewertungen von anscheinend Stammkund_innen, ein Haufen negative Bewertungen von ortsfremden Menschen, die von denen bei Pannen abgeschleppt wurden. Die Geschichten alle ähnlich. Wir haben ein ganz schlechtes Gefühl.

Bei der Werkstatt unserer Wahl angekommen werden wir freundlich begrüßt, wenn wir vor 12:00 mit Auto da sind gucken sie wenigstens noch drauf und sagen dem ADAC Bescheid. Also fahren wir zu dem Schrottplatz. Und rufen den Abschlepper an, damit er dorthin kommt. Diesmal geht er ran, wir sollen uns melden, wenn wir da sind. Machen wir. Und warten. Rufen nach 15 Minuten noch einmal an. Der ist noch nicht mal losgefahren. Warten wieder. Nach noch einmal gut 10 Minuten machen sich Micha und Katrin auf den Weg um bei deren Werkstatt die Schlüssel zu holen. Da taucht er auf. Typ richtiges Kernarschloch. Man soll Menschen ja nicht nach ihrem Äußerem beurteilen, machen wir auch nicht, aber das Äußere passte zu seinem Umgang mit uns. Wenigstens schliesst er das Tor auf, als ich meine Autoschlüssel haben will weiß er nicht wo die sind. Nach einigem Hin und Her telefonieren findet er sie in einem der Autowracks neben unserem Volvo. Sehr beruhigend. Kurzer Innenraumcheck: es sieht so aus, als sei alles noch da. Matthias fährt den Volvo vom Hof, inzwischen ist es irgendwas um 11:00 Uhr, wir haben den Eindruck, es wurde alles absichtlich verzögert damit uns die Optionen ausgehen und wir doch bei denen hängen bleiben. Gefühlt würden wir den Volvo eher anzünden als die dadran schrauben zu lassen. Wir hängen den Volvo mit einem Abschleppseil an den BMW und fahren vorsichtig und langsam, trotz ausgekuppelten Gängen dreht sich die Kurbelwelle beim fahren ja mit, die gut 10km bis zur anderen Werkstatt. Dank Funk können wir uns ganz gut koordinieren und gehen nur dem ein oder anderem Auto und Roller etwas auf den Kecks. Harte Überholmanöver sind die Folge, wir versuchen sie per Handzeichen aus dem Auto raus etwas zu koordinieren.

An der Werkstatt angekommen wird der Volvo angesichts des nahen Feierabend (es ist inzwischen kurz vor 12:00) direkt in Augenschein genommen, wir telefonieren kurz mit dem ADAC, die Werkstatt teilt ihre Diagnose mit und wir besprechen den weiteren Ablauf. Außerdem fodern wir beim ADAC einen Mietwagen an, irgendwas aus dem Leistungskatalog müssen die doch hinbekommen. Hierfür wird ein Rückruf angekündigt. Heute passiert angesichts der fortgeschrittenen Zeit nix mehr, wären wir um 08:00 dagewesen hätte heute noch das Ersatzteil bestellt werden können. So passiert das erst am Montag morgen. Danke, ADAC und Kooperationspartner für garnix. Danke darüber hinaus für das Verschleppen der von uns selbst organisierten Möglichkeiten. Richtige Müllperfomance.

In unmittelbarer Nähe zur Werkstatt, keine fünf Autominuten entfernt, ist das Finale Outdoor FreeRide Adventure Village, ein kleiner Campingplatz mit großem Namen. Wir checken dort erstmal bis Montag ein, bekommen den letzten Slot, ein Kiesplatz direkt am Eingang und neben der Strasse. Der Platz ist im Gegensatz zu allen anderen in der Gegend aber bezahlbar. Den Volvo lassen wir vor der Werkstatt auf der Strasse im Industriegebiet stehen. So kommen wir dran und können unser Gepäck nach und nach holen. Unseren Ersatzschlüssel lassen wir in der Werkstatt, ebenso der Fahrzeugschein für die Teilebestellung. Außerdem verabreden wir uns für Montag morgen gegen 08:00.

Auf dem Campingplatz bauen wir Zelte und Tarp auf, prügeln die Erdnägel in den sehr festen Boden und richten uns für die nächsten Tage ein. Der beste Campingspot ist das hier vorne in der Einfahrt nicht, der Platz hat deutlich schönere Parzellen – die sind aber leider alle voll. So können wir Buch darüber führen wer wie oft kommt und geht, jedes neue Wohnmobil beim parken bis zur Parzellenzuweisung von unserem Campingtisch aus begutachten und die pädagogischen Besonderheiten der Kinderbespaßung an und im Pool bewerten. Trotzdem findet sich so etwas wie Entspannung, wir lesen, quatschen und gucken Löcher in die Luft. Außerdem eruieren wir die Möglichkeiten der nächsten Tage und planen zumindest für Samstag und Sonntag Ausflüge zu angedachten Spots. Wir wollen uns den Urlaub jetzt nicht versauen lassen und das beste draus machen.

Um ca. 15:00 klingelt das Telefon, der ADAC. Erwartung unsererseits: es gibt einen Mietwagen. Realität: man habe von der Werkstatt (also die, mit denen wir zuerst zu tun hatten) erfahren, dass wir den Wagen wieder abgeholt hätten. Ob wir den Montag wieder dorthin bringen würden? Kurze Irritation, immerhin hatten wir den ADAC ungefähr zehntausend Mal angerufen, unsere Schritte mitgeteilt, um Unterstützung gebeten (und nicht bekommen) UND die neue Werkstatt hat bereits mit denen gesprochen. Also alles noch einmal zusammen gefasst – und by the way: was ist eigentlich mit dem Leihwagen? Ja, das sei schwierig, in Italien sei das mit den Leihwagen so eine Sache…kurze Nachfrage unsererseits ob deswegen in den letzten drei Stunden seit wir das angefordert haben etwas passiert sei? Nein, aber man fange jetzt an etwas zu suchen, aber es sei besser, wenn wir das selber machen würden, wir bekämen dann auch 52€/Tag bis Montag einschließlich erstattet.
Ganz im Ernst: wir hatten nicht mit einem Leihwagen gerechnet, bringt uns jetzt auch nicht in Schwierigkeiten, wir haben ja immer noch den BMW. Hätten wir den nicht, wären wir ziemlich aufgeschmissen, vor allem wenn man bedenkt, was an der Automobilität bis hierhin alles gehangen hat: die Möglichkeit einer bezahlbaren Unterkunft, Gepäcktransport, Selber abschleppen. Für das alles hat der ADAC uns bisher 50€ Taxigeld zur Verfügung gestellt. Ein Witz. Gegen 18:00 Uhr neuer Anruf vom ADAC, sie sind nicht in der Lage einen Mietwagen zu vermitteln. Wo wir denn eigentlich genau seien? Uns fehlen langsam die Worte.

Wir beenden den Tag, indem wir unsere Grillvorräte vernichten und die Füsse hochlegen. Morgen wird bestimmt super. Mindestens aber besser.
Mit dem ADAC-Auslandsnotdienst haben wir auch so unsere Erfahrungen gemacht letztes Jahr – der Opel war mit seiner ersten Tankfüllung liegengeblieben, zwischen Sarreguemines und Sarrebourg. Darf man gar nicht erzählen… bei jedem Gespräch ein anderer Gesprächspartner, jedes Mal mußte alles von Adam und Eva an neu erklärt werden, statt daß mal ein Sachbearbeiter an einer Sache dran bleibt. Am Ende haben wir mit denen abgemacht, wir kümmern uns und sie zahlen, weil wir die Landessprache sprechen. Dann ging’s auch. Aber allein die Stunden am Telefon…
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Oweia. Das klingt nach nem vergleichbaren Horrortrip. Was stimmt da nicht? Hier in Deutschland ist der ADAC ja eigentlich echt gut organisiert!
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Ich vermute den Fehler da, daß der Fall nicht einem Sachbearbeiter fest zugewiesen wird – und daß die Telefonleute Anrufe aus ganz Europa annehmen. Das kann man nicht meistern.
Es fängt damit an, daß die meisten kein Wort Französisch sprechen. Dann kennen sie die örtlichen Gegebenheiten nicht: „ja, wo sind Sie denn da überhaupt?“ Wenn das geklärt ist, gucken sie ins Internet, wo die nächste Werkstatt ist, und ich mußte ihnen dann sagen, „das ist aber viel zu weit weg, wenn Sie nur 35 km weit abschleppen dürfen“. Das mit dem Mietwagen haben die auch nicht hingekriegt.
Die Mobilitätsgarantie von der Inspektion, die ich 2008 in Dijon in Anspruch nehmen mußte, war da viel besser organisiert. Eine Gesprächspartnerin, die auch mit dem Abschlepper und der Autovermietung alles klargemacht hat. (Eigentlich wollte sie uns Bahnfahrkarten geben, aber mit Airedale-Terrier sagt die SNCF non merci. Also Auto. War kein Problem.)
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Aaah, spannend. Bei meinen Anrufen aus Finnland und aus Italien sind wir bei lokalen Callcentern gelandet die keine deutschen Muttersprachler sondern Locals waren. Wussten natürlich trotzdem nicht wo wir sind, konnten aber wenigstens übersetzen.
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