This is the end. My only friend, the end.

Rechtlicher Hinweis: es werden in diesem Artikel Produktnamen genannt, diese werden im Rahmen der Dokumentation und im Sinne eines Erfahrungsberichts genannt. Man könnte das als Werbung auffassen, hierfür ist kein Geld oder irgendeine Gefälligkeit geflossen. Alles selbst bezahlt und besorgt. Wer trotzdem keine Produktnamen lesen möchte, sollte diesen Artikel nicht lesen.

Nachdem unser Fiesta vor einiger Wochen einen neuen Motor bekommen hat, durfte er noch einmal ein bisschen Wellness in einer professionellen Werkstatt machen: es galt, Fofi TÜV-fit zu machen. Dafür mussten einige Rostlöcher geschweißt, poröse Bremsleitungen ausgetauscht und Vergaser und Zündung neu eingestellt werden. Und noch ein paar andere, nicht nennenswerte Kleinigkeiten. Mit neuem TÜV (ohne Mängel!) ging es zurück in die Schrauberhalle, auf dem Weg konnten wir den neuen Motor das erste Mal richtig Probefahren. Die Hinfahrt fand nämlich leider auf dem Trailer statt, der uralte Ölfilter ließ sich mit unseren Mitteln nicht lösen und litt unter unseren Versuchen so stark, dass er sich fortan weigerte, Öl zu behalten. Wie auch immer, der neue Motor läuft wie eine Eins, die zehn Mehr-PS sind deutlich zu spüren.

Adapter- und Distanzstücke

Was wir bei der Probefahrt auch deutlich spürten, waren unsere Rücken sowie unsere Allerwertesten, die originalen Sitze waren einfach komplett durch. eBay-Kleinanzeigen konnte weiterhelfen, wir fanden dort Sportsitze aus einem Escort RS und nach kurzem Sichtvergleich der Fotos in der Anzeige mit den Sitzen im Fofi waren wir der Ansicht, dass die RS-Sitze auch anstandslos in den Fiesta passen könnten. Könnten! Nachdem wir die Hocker im Nirgendwo zwischen FFM und Köln abgeholt hatten und sie neben die ausgebauten Fofi-Sitze gelegt hatten, war schnell klar, dass das so nicht passen würde. Die Sitzschienen passten nicht ins Auto, sie hatten unterschiedliche Befestigungspunkte. Wir schraubten also die Schienen der originalen Sitze an die Escort-Sitze und machten einen neuen Einbauversuch, es fehlten aber immer noch ca. 2,5cm zu den Aufnahmepunkten. Zuviel um mit etwas Gewalt alles passend zu schrauben, Adapter mussten also her. Da wir deutliche Zweifel hatten – ohne es konkret zu recherchieren – dass es für diesen Zweck fertige Adapter gibt, wir aber zufälligerweise direkt neben einer Anlage zum Wasserstrahlschneiden standen, legten wir die Schiebelehre an und schnitten aus 10mm dicken Edelstahl passende Adapter und Distanzstücke. Diese noch mit Gewinden versehen und schon passten die Sitze als hätte das immer so sein sollen.

Sitzt, passt, wackelt nicht

Nächstes Projekt auf der ToDo-Liste liegt schon seit wir den Fiesta haben in der Halle rum, wir haben aus Gründen aber bis nach dem TÜV gewartet: ein neues Fahrwerk. Endlose Stunden Recherche sind der Bestellung der bereit liegenden Teile voraus gegangen. Ziel ist es, Fofi um einige Zentimeter höher zu bekommen. Grund: zum einen wird er mit Gepäck für einen zweimonatigen Roadtrip eh wieder etwas runtergedrückt und zusätzlich erwarten wir schlechte bis kaum vorhandene Strassen. Und dafür ist das bisherige Fahrwerk einfach zu niedrig und zu weich – und das obwohl es bereits einen Zentimeter höher liegt (für den beabsichtigten Safari-Look vom Vorbesitzer). Lange Rede, kurzer Sinn: die Karosserie muss moderat hoch ohne dass es uns die Antriebswellen aus dem Getriebe zieht bei gleichzeitiger komfortabler Fahrbarkeit. Als wir uns ans Werk machten, waren wir ein bisschen aufgeregt: das neue Fahrwerk ist ein wilder Mix aus Teilen, einige davon für spätere Fiesta-Modellreihen gedacht, andere für komplett andere Autos. Wir starteten mit der Hinterachse und bastelten locker anderthalb Stunden an der Fahrerseite rum bis wir alles raus und wieder rein hatten. Das Setup ist ein KYB-Seriendämpfer in Kombination mit einer verstärkten Feder aus dem Ford Escort Tunier MK3/4. Die Feder ist in einem deutlich dickerem Federlager eingesetzt, dieses ist nicht für Fords, wir haben keine Ahnung wofür es original gedacht war, aber es passt. Nachdem wir wussten, wie es geht, war die Beifahrerseite innerhalb einer halben Stunde erledigt. Ergebnis: 4cm plus zu vorher, zum Serienfahrwerk also 5cm.

Weiter ging es an die Vorderachse, hier wird das Federbein inklusive Feder am Stück ausgebaut und mit Hilfe eines Federspanners (keine Experimente an dieser Stelle!) auseinander gebaut. Wir ersetzten mit einem Delphi deCarbon Orange Dämpfer (der deutlich straffer als der originale ist und weniger eintaucht) sowie mit den Federn eines Fiesta Diesel MK2. Diese sind auf den deutlich schwereren 1,6l-Dieselmotor ausgelegt, drücken bei uns den leichten 1,1er also nach oben. Ergebnis auch hier gute 4cm zu vorher, ebenfalls plus 5cm zum Serienfahrwerk.

Sieht ein bisschen seltsam aus, dieses kleine Auto mit so viel Bodenfreiheit, erfüllt aber hoffentlich seinen Zweck. Noch offen ist bei der Frage Höherlegung des Fiestas das Thema Rad/Reifen-Kombination: aktuell sind 12-Zoll-Felgen mit 145R12 Reifen (was auch immer die für einen Querschnitt haben mögen) aufgezogen, das sind Reifen, die eher Schubkarren-Dimension haben. Wir haben noch acht 13-Zöller rumliegen, mit der richtigen Reifengröße sollten wir hier auch noch bis zu einen weiteren Zentimeter gewinnen können. Alles in allem also ein ganz gutes Ergebnis, vor allem weil alle Teile ohne Anpassungen direkt plug-and-play in das Auto passten.

Wo wir den Wagen schon mal hoch genommen hatten und dreckig waren, haben wir noch einen Unterfahrschutz verbaut. Diesen haben wir über Empfehlung von Fiesta-Frank bei Xose aus Spanien geordert, dort wurden in den späten 70ern Fiestas mit so einem Teil ab Werk ausgeliefert und Xose baut diese nach und verkauft sie für einen fairen Preis. Das Teil passte so semigut, mit ein bisschen Gewalt ließ es sich aber überreden, die für die Verschraubung vorgesehenen Löcher mit den entsprechenden Punkten an der Karosserie in Einklang zu bringen. Jetzt sind Ölwanne und Getriebe zumindest grundsätzlich gegen Schäden durch dicke Steine oder ähnliches geschützt.

Es bleiben noch einige Dinge zu erledigen: der Wärmetauscher leckt in den Innenraum, dafür müssen wir wahrscheinlich einmal das ganze Armaturenbrett rausnehmen (klingt nach einem Riesenaufriss, das Fiesta-Armaturenbrett hat aber wenig mit dem, was man von heute gewohnt ist, zu tun), der Gaszug sollte mal ausgetauscht werden weil ziemlich ausgenullert, in das Armaturenbrett sollen noch ein paar USB-Buchsen zum Laden von Handys und Kameras, der Wagen wird noch ein paar Zusatzscheinwerfer bekommen und die Lackierung muss noch geändert werden. Und dann könnten wir Sachen packen und losmachen. Ein gutes Gefühl.

Ein gutes Gefühl, das unmittelbar nach Ostern einen harten Dämpfer bekam. Was sich bei regelmäßiger Beobachtung der globalen Spannungslagen bereits als Bauchgefühl abzeichnete, wurde durch eine Mail aus dem Rally HQ jetzt zur Gewissheit: 2023 wird es keine Mongol Rally geben.

Es gibt im Kern drei Wege, um mit einem Auto nach Zentralasien zu kommen: Russland, Iran und das kaspische Meer. Russland hat sich aus nahe liegenden Gründen erledigt, eine Ein- und Ausreise sowie eine störungsfreie Durchfahrt sind nicht gewährleistet, abgesehen davon kann man sich ja auch grundsätzlicherweise die Frage stellen, ob man unter dem Angriffskrieg gegen die Ukraine jetzt durch dieses Land fahren muss. Obwohl es bereits immer mal wieder Einreisewarnungen für den Iran gegeben hat, war der Iran laut unzähliger Reiseberichte grade für deutsche Reisende nie ein Problem (vorausgesetzt man hält sich an landesübliche und durchaus fragwürdige Regelungen, insbesondere als Frau). Die Lage hat sich aber radikal verändert, die klerikalen Machthaber reagieren auf die Proteste ihrer Bevölkerung mit völlig willkürlicher Gewalt, auch ausländische Menschen sind davor nicht sicher. Bliebe also eine Fähre über das kaspische Meer, den größten See der Welt. Viel haben wir über diese abenteuerlichen Fährfahrten gehört, die Fähren fahren ohne Fahrplan, dürfen manchmal tagelang nicht in die Zielhäfen einfahren und sind auch nicht das, was durchschnittlich westlich zivilisierte Menschen von einer kommerziellen Fähre so erwarten. Aber sie sind schon immer fester Bestandteil der Mongolrally, alle Teams, die auf Grund ihrer Pässe keine Visa für den Iran bekamen, nahmen diese Route. Die Fähren nach Kasachstan oder Turkmenistan starten in Aserbaidschan. Leider hat Aserbaidschan aber seit Ausbruch der Covid-Pandemie seine Landgrenzen geschlossen. Und dies aktuell noch einmal verlängert. Somit gibt es keine Möglichkeit mehr, auf dem Landweg (oder zumindest mit dem eigenen Auto) nach Zentralasien zu kommen und in logischer Konsequenz hat das Rally HQ die Mongol Rally für 2023 storniert.

Und jetzt? Immerhin haben wir zwei Monate frei und haben uns seit fast zwei Jahren auf ein fettes Abenteuer gefreut. Es gibt ein paar alternative Möglichkeiten. Die Veranstalter der Mongol Rally bieten seit der Covid-Pandemie die Poles of Inconvenience an, im Kern eine GoogleMap, auf der schwierig zu erreichende Orte überall in Europa, Nordafrika sowie der Türkei und Georgien verzeichnet sind. Davon gilt es innerhalb eines festen Zeitfensters so viele wie möglich zu erreichen, die Mehrheit befindet sich in Europa. So richtig holt uns das nicht ab. Das war als Individualabenteuer während der Pandemie bestimmt ein gutes Format, uns geht aber der Rallyspirit dabei ein bisschen verloren. Zusätzlich haben die Organisatoren angeboten, die Rally-Teilnahme auf 2024 oder 2025 zu verschieben. Ob das unsere Arbeitgeber:innen aber mitmachen, steht auf einem anderem Blatt, wenn, dann müsste es dazu neue Vereinbarungen geben. Fakt ist, Micha und Matthias haben 2023 im Sommer zwei Monate frei. Einen richtigen Plan B gibt es derzeit noch nicht, da arbeiten wir dran.

2 Kommentare

  1. „People are strange“ – leider auch die Leitenden People der Länder, durch die Ihr fahren wolltet. Gut, dass Ihr die Heinis nicht besucht!!! Nun müsst Ihr beiden Euch aber mit der schweren Frage beschäftigen, wie Ihr mit der gewonnenen Zeit umgehen könntet. Die Doors haben dazu einen entspannten Lebenstipp: „Waiting for the Sun“. Nicht der schlechteste Zeitvertreib! Solltet Ihr das verständliche Hadern und Grummeln über ent-täuschte Reisehoffnungen nur schwer befrieden können, hört noch einmal die Doors:“ Take it as it comes“. „We could (trotzdem) be so good together“ ist ein weiteres Mutmachlied dieser genialen türöffnenden Musikertruppe. Man muss in Krisen- und Entscheidungszeiten nur durch diese Türen gehen wollen: „Break on through to the other side!“ Also:los!! Traut Euch, etwas ganz Anderes mit Euerm zu wilden Fahrten ertüchtigten KleinFord zu machen. Die Eifel oder das Sauerland muss es ja nicht sein. Macht Euch auf („ Do it“) und lernt den „Roadhouse Blues“ kennen. Und lasst uns wissen(„Tell all the people“), ob und wie Ihr den „Blue Sunday“ erlebt haben werdet (ein Doors-Stück, bei dem meine Lautsprecher regelmäßig anfangen, zu weinen).
    Kurzfassung: lasst es irgendwie und – wo(anders) krachen und habt viel – auch musikalischen – Spaß dabei

    Like

Hinterlasse einen Kommentar